Dienstag, 18. Dezember 2012

Zoff in Schweizer Industrie

Der grösste Schweizer Solarkonzern Meyer Burger reagiert mit heftiger Kritik auf die undifferenzierte Ablehnung der SWISSMEM zur Energiestrategie 2050 des Bundes. Meyer Burger, noch Mitglied von SWISSMEM, vermisst die korrekte Wiederspiegelung der Strategie und bemängelt die plakativen und in vielen Punkten falschen Aussagen, welche SWISSMEM zur Energiestrategie 2050 des Bundes macht.

Die Meyer Burger Technology AG reagiert auf das am 10. Dezember 2012 veröffentlichte Communiqué der SWISSMEM betreffend der Energiestrategie 2050 des Bundes und kritisiert  den Branchenverband heftig. Mit der Ablehnung der Energiestrategie blockiert SWISSMEM nicht nur die Innovationskraft der Schweiz sondern versperrt auch den Weg für langfristige Lösungen zur Energieversorgung. Meyer Burger ist erstaunt über die zum Teil plakativen Aussagen und vermisst den Austausch von SWISSMEM mit den angeschlossenen Unternehmen welche den Verband gerne mit fachlicher Beratung unterstützt hätten.

Zu den von SWISSMEM veröffentlichten Punkten nimmt Meyer Burger im Einzelnen wie folgt Stellung: Für die Kernkraft existiert kein fertiges Entsorgungskonzept und auch der Betrieb ist nur durch eine Allgemeinhaftung machbar, da eine Umlage des Risikos die kWh Energie aus Kernkraft unbezahlbar teuer machen. Verschiedenste Studien unter anderem auch der ETH Zürich zeigen, dass die Schweiz die Kernkraft ersetzen kann. Die Energiestrategie 2050 und der Vorläufer 2035 wurden mit Fachleuten aus allen Bereichen erstellt, die hiermit als unqualifiziert hingestellt werden.

Gleichzeitig ist aus den jährlichen Statistiken des Bundesamts für Energie (BfE) ein Anstieg der realen Preise für Energie zu erkennen und insgesamt wird von einem Anstieg der Kosten für Primärenergie ausgegangen. Dies bedeutet, dass wir innovative Lösungen für unsere Zukunft erarbeiten müssen um die Wirtschaftskraft der Schweiz auch noch in 40 Jahren zu erhalten. SWISSMEM sendet hier ein falsches Signal aus.

Auch Meyer Burger unterstützt keine dauerhaften Subventionen, wie diese zum Beispiel in vielen Bereichen der Wirtschaft (Landwirtschaft) und auch Kernenergie betrieben wird. Die Photovoltaik demonstrierte in den letzten Jahren durch die Bereitstellung von innovativen Technologien und integrierten Systemen eine Reduktion der Systementstehungspreise von 6 CHF/Wp auf bis unter 2 CHF/Wp.

Diese erste falsche Aussage vermischt sich mit der zweiten, der Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit. In Deutschland, mit über 30GW installierter Photovoltaik und 10-fachem Energiebedarf (612TWh/a gegenüber 60 TWh/a in CH) wurden bereits 20 GW durch Solarstrom ins Netz eingespeist (25.Mai 2012, 12 bis 14 Uhr), dieses entspricht 15 Kernkraftwerken. Ausserdem hält Deutschland trotz grosser Zubauten an Wind und PV das Stromnetz stabil.  Seit 2011 sind bereits 54.1 GW fluktuierende Leistung aus Wind und PV angeschlossen (31% der Gesamtkraftwerksleistung). Die Schweiz, als Land mit Innovationskraft, besitzt diese Technologien. Die neuen erneuerbaren Energien zum Beispiel, sorgen an der Leipziger Strombörse EEX für reduzierte Energiepreise und steigern damit die  Wirtschaftlichkeit. Die exportorientierte Meyer Burger hat in 2011 über 1 Mrd CHF mit der von SWISSMEM bekämpften neuen erneuerbaren Energien umgesetzt. Die Energiestrategie 2050 enthält keine Aussagen zu Energiepreiserhöhungen. Die Schweizer Exporte im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind stark wachsend. 

Weiter betont Meyer Burger in der verbreiteten Stellungnahme: Nur Innovationen ermöglichen es uns in Zukunft Produkte auch im Ausland verkaufen zu können. Im Energiebereich befinden wir uns weltweit in einer industriellen Revolution.  Neue erneuerbare Energien, intelligente Netze, Elektromobilität sind Teil einer neuen Energierealität. Diese zum Teil in der Schweiz entwickelten Technologien stehen bereit um einen Anteil des zukünftigen Energiebedarfes abzudecken. Eine noch nicht existierende Technologie muss nicht verboten werden. Ausserdem verbietet die Energiestrategie 2050 diese nicht. Die Energiestrategie wird im Parlament diskutiert werden und untersteht dem fakultativen Referendum. Meyer Burger wünscht sich dass:
  • SWISSMEM  Aussagen professionell begründet und die Quellen zu Annahmen referenziert.
  • SWISSMEM ihrem Motto „Werk- und Denkplatz Schweiz“ treu bleibt und sachlich begründete Aussagen macht.
  • SWISSMEM sich über die Technologie informiert, bevor sie Aussagen dazu macht.

Quelle: Meyer Burger

2 Kommentare:

  1. Gibt es noch mehr mutige Firmen, die sich öffentlich von Swissmem distanzieren?

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  2. Eine etwas naive Vorstellung wie ich meine. Es dürfte andererseits viele Firmen - auch ausserhalb des Verbandes - geben, welche genau so denken wie Swissmem, inkl. Tausende von KMUs.

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