Donnerstag, 14. Februar 2013

Flisom vor grossem Durchbruch

In Dübendorf tut sich was, genauer beim ETH-Spin-Off-Unternehmen Flisom, das ultradünne Solarzellen herstellt und mit diesen bereits mehrfach rekordhohe Wirkungsgrade erzielte. Nun steht Kapital zur Verfügung, um in die eigentliche Produktion einzusteigen. Gelänge dies und behauptete sich Flisom am Markt, tauchte die Schweiz wieder auf der Landkarte der Modulproduzenten auf, von der sie schon verschwunden schien.

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte die Eidgenössische Kommission für Technologie und Innovation (KTI) noch geschrieben: «Mit flexiblen Photovoltaik-Modulen will das ETH-Spin-off Flisom den boomenden Solarstrommarkt aufrütteln. 2013 soll die kommerzielle Produktion starten. Obwohl technologisch an der Spitze, hat das junge Unternehmen Mühe, in der Schweiz Risikokapital zu generieren. Auftrieb bringt ein namhafter indischer Investor.» Nun hat es also doch geklappt.

Das Ziel der ganzen Übung: Günstiger Solarstrom – zu Preisen, die die Hälfte bis einen Drittel der heutigen Erzeugerkosten ausmachen, also rund 10 bis 15 Rappen pro Kilowattstunde. Und nun also die Gewissheit, dass 15 Millionen Franken als Risikokapital zur Verfügung stehen, um den nächsten Schritt des Start-Up-Unternehmens zu finanzieren. Dabei geht es darum, die Produktion hochzuziehen – mit einer 15-Megawatt-(MW)-Linie. Wo diese zu stehen kommt, scheint noch unklar, immer wieder haben die Flisom-Verantwortlichen  deutlich gemacht, dass sie möglichst an einem Standort in der Region Zürich festhalten wollen. Die Entwicklungsarbeiten finden derzeit im Bereich der ETH-EMPA in Dübendorf statt. Die nunmehr erfolgreiche dritte Runde der Kapitalbeschaffung erfolgte mit einem Schweizer Investor, nachdem zuvor das indische Industriekonglomerat Tata eingestiegen war.

Das 2005 als ETH-Spin-off gegründete Unternehmen will flexible Dünnschicht-Solarzellen produzieren, sogenannte CIGS-Solarzellen. Sie benötigen wenig Material, können kostengünstig produziert und einfach transportiert werden. Die Solarmodule von Flisom sollen dereinst Elektrizität produzieren, die mit Kern-, Wasser- und Windenergie konkurrieren kann. Vor allem bei Gebäuden ist das Potenzial für die flexiblen Solarzellen von Flisom sehr gross: Die Module lassen sich je nach Bedürfnis in unterschiedlichen Grössen produzieren und einfach in Fassaden oder Dächer integrieren. Weitere Einsatzgebiete sind Fahrzeuge und mobile Anwendungen wie Laptops oder Taschen.

Solarzellen wandeln Licht in Elektrizität um. Flisom AG setzt als Halbleiter eine Verbindung von Kupfer, Indium, Gallium und Selen (kurz CIGS) ein, anstelle von Silizium wie bei klassischen Solarzellen. Dank der viel höheren Lichtabsorption ist der aktive Teil der Solarzelle nur 5 Mikrometer dick. Zum Vergleich: Ein Haar ist mind. 10 Mal dicker! Die Solarzellen werden in der Produktion auf eine Polymerfolie abgeschieden – ein so genannter Rolle-zu-Rolle-Beschichtungsprozess. Die Empa – eine interdisziplinäre Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung innerhalb des ETH-Bereichs – arbeitet in der Forschung und Entwicklung eng mit der Flisom AG zusammen. Mit 20,4 % (Stand 2013) hält die Empa selbst seit Jahren den Weltrekord im Wirkungsgrad kleiner Labor-Solarzellen auf Plastikfolie. Für den kommerziellen Bereich möchte das ETH-Spin-off Flisom AG einen Wirkungsgrad von über 12 % bei grossflächigen Modulen erreichen. Für die Zukunft werden sogar über 15 % angepeilt.

In neuerer Zeit schienen solche Technologien (allgemein bekannt als Dünnschichtzellen) von der immer billigeren, siliziumbasierten kristallinen Technologie verdrängt zu werden. Doch vielleicht gelingt es ausgerechnet dem in Dübendorf bei Zürich angesiedelten Unternehmen, diesen Niedergang zu durchbrechen. Willkommen also in der solaren Zukunft! Der nachstehend einsehbare kurze Youtube-Film zeigt den Spiritus Rector des Jungunternehmens in einer Aufnahme aus dem Jahr 2009, als Flisom einen von bereits vielen Preisen gewann:



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