Dienstag, 11. Juni 2013

Photon-Anleihen-Zeichner getäuscht?

Die Pleite des Solarzeitschriftenverlags Photon Europe GmbH (siehe auch Solarmedia vom 17.12.2012) kostet wohl auch die Anleger der Photon Power AG hunderttausende Euro. Das legt zumindest ein aktueller Bericht des Insolvenzverwalters nahe: Die Muttergesellschaft des insolventen Verlages hat dies gegenüber ECOreporter allerdings zurückgewiesen. Zudem gibt es weitere deutliche Widersprüche zwischen den Aussagen des Geschäftsführers der Photon-Gruppe und dem Bericht des Insolvenzverwalters, wie ecoreporter.de schreibt.

Um die Ausgestaltung der Sanierung des insolventen Photovoltaik-Fachverlages Photon Europe GmbH wird offenbar hart gerungen. Der Eindruck drängt sich auf, wenn man die Photon Gruppe – die das Kerngeschäft des Verlages über eine neue Tochtergesellschaft weiterführt - mit einem aktuellen Bericht des Insolvenzverwalters André Seckler konfrontiert. ECOreporter hat das getan: Beide Seiten zeichnen in vielen Punkten ein unterschiedliches Bild vom Zustand des insolventen Verlages vom Januar 2010 bis zum Insolvenzantrag im Dezember 2012.


Auch mit der Auslieferung der Zeitschrift in Verzug - derzeit ist noch nicht einmal die März-Nummer von Photon bei der (schweizerischen)  Leserschaft eingetroffen.

 






Aus dem Bericht des Rechtsanwalts Seckler von der Aachener Kanzlei Kebekus & Zimmermann geht hervor, dass der insolvente Verlag nicht nur gegenüber der Photon Holding GmbH Schulden in Millionenhöhe hat. Zu den Gläubigern aus der Unternehmensgruppe zählt demnach auch die 2011 gegründete Photon Power AG. Dieses Unternehmen ist auf den Bau und Betrieb von Solaranlagen in Deutschland spezialisiert. Dazu hatte Photon Power eine Anleihe herausgegeben, an der sich Privatanleger beteiligt haben. Aufgelegt wurden drei Anleihetranchen mit verschiedenen Laufzeiten und Verzinsungen. Bei Vollplatzierung hätte Photon Power insgesamt 16,2 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben. Es wurden 7,2 Millionen Euro eingesammelt. „Es war nicht geplant, die theoretische Anleihesumme voll einzuwerben“, sagt Photon-Power Geschäftsführer Ralf Heuser. Schon allein wegen der verschiedenen Wahlmöglichkeiten bei den Anleihen habe Photon Power dies nicht erwartet. „Es war von Anfang an unwahrscheinlich, dass alle Anlagen gleichermaßen angenommen würden. Das haben wir auch kommuniziert“, so Heuser weiter. 

Prekär: Obwohl die Photon Power AG im Anlageprospekt und im Werbematerial ausdrücklich versprach, das Geld der Anleger „nur für den Bau von Photovoltaikanlagen und die dafür anfallenden Nebenkosten“ zu verwenden, hat die das Unternehmen dem mittlerweile insolventen Photon-Verlag 1,5 Millionen Euro als kurzfristiges Darlehen zur Verfügung gestellt (hier erfahren Sie mehr). Philippe Welter, Gründer der Photon-Gruppe und Herausgeber des Fachmagazins Photon, sieht in dieser Transaktion nach wie vor keine Zweckentfremdung: „Bei jeder Projektrealisierung ergibt sich das Problem, dass zunächst Anlegergeld eingesammelt werden muss, bevor mit dem Bau begonnen werden kann“, so Welter. Wegen des Zins- und Risikoniveaus sei es eine Zwischenanlage auf Festgeldkonten oder in Staatsanleihen für diese Zeit bei der Photon Power AG nicht in Frage gekommen. 

Anlegerschützer kritisieren dieses Geschäftsgebaren. „Wenn Gelder von Anlegern mit dem Ziel eingeworben werden, Photovoltaikanlagen zu errichten, dann aber als Darlehen an einen Fachverlag gegeben werden, dann kann man aus unserer Sicht von einer Irreführung der Investoren sprechen“, kommentiert Daniel Bauer, Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger den Vorgang bei Photon. „Das Risikoprofil eines Verlages ist ja ein komplett anderes als das Risikoprofil einer durch staatlich garantierte Einspeisevergütungen Umsatz generierenden Photovoltaikanlage“, so Bauer weiter. Sein Fazit: „Wer Geschäfte nicht sauber trennen kann und Mittel nicht so verwendet, wie in Anzeigen und Flyern versprochen, sollte nicht das Vertrauen von Investoren genießen.“ Photon-Herausgeber Welter weist diese Vorwürfe von sich. Das Geld der Photon Power AG sei schließlich „kein langfristiges Darlehen“ gewesen und zum größten Teil schnell zurückgeflossen, argumentiert er. Allerdings waren bei der Insolvenz von Photon Europe noch hunderttausende Euro offen. 

1 Kommentar:

  1. Harte Vorhaltungen, deren Substanz in Prüfung ist. Das Ergebnis wird eindeutig ausfallen, da braucht es keine Glaskugel. Insider berichten ausführlich auf "Photonwatch", einem Blog zur Photon-Gruppe: photonwatch.blogspot.de

    Das Ergebnis des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens in Sachen Verdacht der Insolvenzverschleppung gg. Frau Annegret Kreutzmann darf mit Spannung erwartet werden.

    In diesem Zusammenhang auch interessant:

    http://umweltfairaendern.de/2013/01/solarzeitung-photon-taschenspielertricks-gegen-die-beschaeftigten-und-freie-autoren/

    AntwortenLöschen