Montag, 18. November 2013

Fossile sind wahre Kostentreiber

Unverändert dominieren Wärme und Kraftstoffe die Energiekosten eines typischen Haushalts. „Ein kurzer Blick auf die Energierechnung zeigt schnell, dass die anhaltende Diskussion um die Strompreise am Kern des Problems vorbeigeht“, stellt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, für die Verhältnisse in Deutschland fest - die sich aber kaum von jenen in der Schweiz unterscheiden. 

„Kostentreiber Nummer eins sind fossile Brennstoffe, die im Fall der Heizung gut und günstig durch erneuerbare Wärme ersetzt werden können“, so Vohrer. Trotz zuletzt leicht gesunkener Preise für Öl und Gas geben die Deutschen für Heizen, Warmwasser und Autofahren seit vielen Jahren deutlich mehr Geld aus als für Strom. Während Strom in einem typischen Privathaushalt nur knapp 25 Prozent der Energierechnung ausmacht, schlagen Heizöl mit 35 Prozent und Benzin mit gut 40 Prozent zu Buche. Wer mit Öl heizt, muss heute mehr als doppelt so viel für eine warme Wohnung bezahlen als noch im Jahr 2000. Auch Erdgas ist über 70 Prozent teurer als noch vor 13 Jahren. „Durch den Umstieg von einer alten Öl- oder Gasheizung auf ein erneuerbares Heizsystem könnten die meisten Haushalte Heizkosten einsparen“, betont Vohrer. 

„Im Sinne einer finanziellen Entlastung der privaten Haushalte und des Erreichens der Energiewendeziele muss der politische Fokus jetzt auf eine Wärmewende in den deutschen Heizungskellern gerichtet werden. Doch droht dieser Aspekt im Schatten der Strompreisdebatte auf der politischen Agenda erneut nach hinten zu rücken“, befürchtet Vohrer.

Die beste Maßnahme gegen steigende Heizkosten sei der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen: Setzt sich deren durchschnittliche Kostensteigerung fort wie in den Jahren 2002 bis 2012, so rechnet sich in den meisten Fällen der Umstieg von einer alten Öl- oder Gasheizung auf erneuerbare Wärme. Dies zeigt eine aktuelle Berechnung der Agentur für Erneuerbare Energien am Beispiel eines typischen Einfamilienhauses: Auf 20 Jahre gerechnet kommt der Weiterbetrieb einer alten Ölheizung in diesem Fallbeispiel mehr als doppelt so teuer wie eine neue Pelletheizung oder eine Wärmepumpe. Auch der Umstieg von einer alten Gasheizung auf erneuerbare Heizungstechnologien spart am Ende Geld. 

Gegenüber einer neuen Öl- oder Gasheizung mit Brennwert­technologie sind Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solarwärme­anlagen zwar in der Anschaffung teurer und werden deshalb mit öffentlichen Fördermitteln bezuschusst. Über die gesamte Lebens­dauer gerechnet sind die umweltfreundlichen Heizungen aber letztlich im Vorteil, denn sie haben erfahrungsgemäß niedrigere verbrauchsgebundene Kosten. So kosteten Holzpellets im Oktober dieses Jahres 5,8 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh). Wärme­pumpenstrom ist laut Vergleichsportalen ab etwa 18,3 Ct/kWh zu haben. Eine Heizungsanlage, die mittels Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom etwa 3,5 Kilowattstunden Wärme macht, stellt ihre Heizenergie also für umgerechnet 5,2 Ct/kWh bereit. Öl und Gas waren im Oktober mit 8,1 bzw. 6,9 Cent je Kilowattstunde deutlich teurer. 

„Wer sich für die Zukunft gegen steigende Brennstoffkosten ab­sichern will, sollte zusätzlich eine Solarthermieanlage installieren“, empfiehlt Vohrer. „Denn das ist die einzige Technologie, deren Heiz­kosten mit Sicherheit nie steigen werden. Den besten Beitrag zum Klimaschutz liefert die Solarwärme sowieso.“

Gut 80 Prozent der Heizungsanlagen in deutschen Haushalten laufen noch mit fossilen Brennstoffen. Zudem sind mehr als drei Viertel der Heizungen nicht mehr auf dem Stand der Technik. Um das Ziel eines CO2-neutralen Gebäudebestands bis 2050 zu erreichen, fördert das Bundesumweltministerium den Wechsel zu einer effizienten, sauberen Heizung mit dem Marktanreizprogramm (MAP): Für den Heizungswechsel gibt es günstige Darlehen und attraktive Zuschüsse, die sich auf mehrere Tausend Euro summieren können. Für eine Pelletheizung mit Unterstützung durch eine Solaranlage gibt es beispielsweise fast 5.000 Euro Zuschuss vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Wer nicht genügend Geld auf der hohen Kante hat, kann die restliche Investitionssumme über einen zinsgünstigen Kredit der KfW-Förderbank finanzieren. Das hilft Heizungswechslern, über die Schwelle der Investitionskosten hinweg zu kommen.

Weitere Informationen zu erneuerbarem Heizen finden Sie unter www.waermewechsel.de

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