Freitag, 13. Dezember 2013

Jetzt auch die S.A.G. Solarstrom AG

Die S.A.G. Solarstrom AG hat am Freitag Insolvenz angemeldet. Angesichts nicht zeitgerecht erfolgter Mittelzuflüsse in Höhe von über 20 Mio. € und des seit dem 29. November 2013 erwarteten operativen Verlustes waren Refinanzierungsgespräche mit Banken, Finanzdienstleistern und weiteren Gläubigern sowie Investoren geführt worden. 

In den Gesprächen gelang es jedoch nicht, zeitnah die entstandene Liquiditätslücke zu schließen und damit eine fristenkongruente Zahlung von Verbindlichkeiten zu gewährleisten. Die S.A.G. Solarstrom AG (im Bild der Firmensitz in Freiburg i.Br. ist damit zahlungsunfähig, obwohl bilanziell keine Überschuldung vorliegt. Damit kann auch die am 16. Dezember 2013 fällige Zinszahlung für die Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A1E84A4, WKN: A1E84A) nicht bedient werden. Die Unternehmensgruppe wird in dem angestrebten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in den nächsten drei Monaten gemeinsam mit einem vorläufigen Sachwalter ein Restrukturierungskonzept erarbeiten, bei dem die Gläubiger eng eingebunden werden. Ziel ist ein zukunftsfähiges Konzept zur Fortführung der Unternehmensgruppe.

„Innerhalb von noch nicht einmal vier Wochen waren wir mit einer Situation konfrontiert, die für uns so in keiner Weise absehbar war“, so Dr. Karl Kuhlmann, Vorstandsvorsitzender der S.A.G. Solarstrom AG. „Wir hatten Mittelzuflüsse aus dem Closing des Verkaufs von deutschen Photovoltaik-Projekten, aus dem Closing eines italienischen Projekts mit 7 Photovoltaik-Anlagen und aus einem Darlehen, das wir einer italienischen Projektgesellschaft gewährt hatten, für November und Dezember fest eingeplant. Sie haben sich aus ganz unterschiedlichen Gründen verzögert. Insgesamt fehlt eine Summe von über 20 Mio. €. Diese signifikante Liquiditätslücke konnten wir trotz aller Anstrengungen nicht schließen.“   

Bei dem Closing des Verkaufs deutscher Projekte war die S.A.G. Solarstrom AG im Jahresverlauf bereits von den Insolvenzen eines Modullieferanten und einiger Dienstleister betroffen. Die Insolvenz des Modullieferanten führte dazu, dass Bankenfinanzierungen für Projekte in Frage gestellt oder abgesagt wurden. Alternative, von Banken akzeptierte Versicherungslösungen waren nicht darstellbar. Auch bezüglich der Dienstleister mussten Alternativlösungen gefunden werden und es musste in erheblichem Umfang nachgearbeitet werden. Beides verzögerte das Closing des Verkaufs dieser Anlagen und damit auch den geplanten Mittelzufluss im hohen einstelligen Millionenbereich.

Im Verlauf der zweiten Novemberhälfte stellte sich heraus, dass ein für November erwarteter Mittelzufluss im mittleren einstelligen Millionenbereich voraussichtlich erst im Jahresverlauf 2014 erfolgen wird. Hier ließ sich das Closing des Verkaufs eines italienischen Anlagenportfolios wegen einer rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Netzbetreiber nicht realisieren. Eindeutige Beurteilungen durch externe Rechtsanwälte des Finanzierers zugunsten der Projektgesellschaft stellten das Closing nicht in Frage.

Außerdem stand Anfang Dezember endgültig fest, dass sich auch ein Mittelzufluss an die S.A.G. Solarstrom AG im mittleren einstelligen Millionenbereich aus einem Darlehen, das einer italienischen Projektgesellschaft gewährt worden war, deutlich verschiebt. Der Darlehensrückfluss wird nun aus formaljuristischen Gründen frühestens zum Ende des ersten Quartals 2014 erwartet. Auch hier lag ein externes Rechtsgutachten vor, das die gegenteilige Rechtsauffassung bescheinigte.

Die S.A.G. Solarstrom AG war bis zum 29. November 2013 davon ausgegangen, die Prognose für das Geschäftsjahr mit einem positiven operativen EBIT und einem Installations- und Absatzvolumen von mehr als 117 MWp zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt dauerten Vertragsverhandlungen über die Umsetzung einer Projektpipeline im dreistelligen MWp noch an. Organisatorisch wäre jedoch nicht mehr das ganze, aus dieser Projektpipeline für 2013 geplante Installationsvolumen umsetzbar gewesen. Am 5. Dezember musste die S.A.G. Solarstrom AG dann das Scheitern der Vertragsverhandlungen bekannt geben, da keine Verhandlungslösung hinsichtlich der geforderten Bürgschaften zu erzielen gewesen war. Diese hätten für die S.A.G. Solarstrom AG – insbesondere vor dem Hintergrund der verzögerten Mittelzuflüsse – eine unverhältnismäßig hohe Kapitalbindung dargestellt.

In dem beantragten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wird die S.A.G. Solarstrom AG in den nächsten drei Monaten gemeinsam mit dem vorläufigen Sachwalter und dem vorläufigen Gläubigerausschuss ein tragfähiges Restrukturierungskonzept erarbeiten. 

Die S.A.G. Solarstrom AG ist herstellerunabhängiger Anbieter von individuell für den Kunden konfigurierten, qualitativ hochwertigen Photovoltaik-Anlagen. Die Unternehmensgruppe errichtet national und international effiziente Anlagen in allen Größenordnungen. Mit eigenen Anlagen produziert das Unternehmen nachhaltig Solarstrom. Zum Leistungsportfolio der S.A.G. Solarstrom AG gehören außerdem Dienstleistungen rund um den gesamten Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen, darunter Prognose- und Energieservices, Ertragsgutachten, Fernwartung und Instandhaltung sowie Versicherung und Finanzierung. Der Konzern bietet damit eine umfassende Photovoltaik-Wertschöpfungskette vom Ertragsgutachten über Planung, Bau, Betrieb, Überwachung bis hin zu Optimierung, Repowering oder Rückbau. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und zählt zu den Pionieren der Solarbranche. Rund 200 Spezialisten arbeiten an den vier Standorten in Deutschland sowie bei den ausländischen Tochtergesellschaften.

Weitere Informationen: www.solarstromag.com


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