Mittwoch, 1. Oktober 2014

Weg von Fossilen heisst Devise

Die neue Studie  von Daniele Ganser vom Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) «Fossile Schweiz - Warum wir die Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas reduzieren müssen»(erstellt im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES) thematisiert die Problematiken dieser Abhängigkeit. Sie zeigt auf, woher die Rohstoffe kommen und welche aussen- und sicherheitspolitischen Risiken bei der Beschaffung bestehen. Und sie beleuchtet die Konfliktrisiken in den Lieferländern.

Wir verbrennen heute weltweit Erdöl und Erdgas in derart grossen Mengen, dass wir völlig den Überblick und jegliche Vorstellung über die riesigen Volumen verloren haben: Der summierte globale Verbrauch aller Länder beträgt jeden Tag 90 Millionen Fass Erdöl sowie 9 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Wir heizen das Klima auf, plündern die Ressourcen und führen Krieg um Öl und Gas. Die Studie  «Fossile Schweiz - Warum wir die Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas reduzieren müssen» des Historikers Daniele Ganser beschreibt umfassend die Abhängigkeit der Schweiz von den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas. Mit einfachen Zahlen und Fakten zeigt Ganser auf, wie viel Erdöl und Erdgas konsumiert wird, woher es importiert wird und welche Risiken für die Schweiz und in den Lieferländern bestehen.

Zusammenfassend sind fünf Punkte als Studienergebnisse besonders hervorzuheben:
100% Importabhängigkeit: Die Schweiz verbraucht 250'000 Fass Erdöl pro Tag, das sind pro Person täglich 5 Liter. Und die SchweizerInnen bezahlen für den Import dieser Menge an Erdöl jeden Monat mehr als 1 Milliarde Franken für Erdölprodukte.

Instabile Importländer: Die Schweiz importiert Rohöl seit Jahren aus den Ländern Libyen, Kasachstan, Nigeria, Algerien und Aserbaidschan. Alle diese Länder wurden in der jüngeren Vergangenheit von Gewalt erschüttert.

Peak Oil: Das Phänomen der sich verknappenden Erdölressourcen ist als Fördermaximum, dem sogenannten «Peak Oil», bekannt und empirisch belegt: In Grossbritannien, Norwegen, Mexiko, Indonesien und vielen anderen Ländern wurde der Peak Oil erreicht, die Förderung geht zurück.

Erdgas: Die Schweiz verbrannte im Jahr 2013 insgesamt 3,5 Milliarden Kubikmeter importiertes Erdgas, also täglich rund 10 Millionen Kubikmeter. Norwegen deckt 18 Prozent der Schweizer Importe und ist ein stabiler und verlässlicher Erdgaslieferant. Die EU deckt 46 Prozent der Schweizer Importe, ist aber ein instabiler Lieferant, weil die EU mit Ausnahme der Niederlande selber auf Erdgasimporte angewiesen ist. Russland deckt 25 Prozent der Schweizer Importe und war in der Vergangenheit für die Schweiz ein verlässlicher Lieferant. Russland kann aber den Export von Erdgas einschränken – wie zum Beispiel im Januar 2009 -, wenn der Streit mit der Ukraine oder anderen Ländern weiter eskaliert.

Schiefergasfracking: Schiefergas ist endlich und unterliegt dem Peak Gas-Erschöpfungsgesetz. Die besten Quellen in den USA produzieren schon nach drei Jahren 80 Prozent weniger als zu Beginn. Im Gegensatz zu den USA spielt in Europa Fracking noch kaum eine Rolle und ist zum Beispiel in Frankreich verboten. Nur die Regierungen von Grossbritannien und Polen setzen auf Fracking. Dies trifft aber in der Bevölkerung auf heftigen Widerstand.

Für die Schweizerische Energie-Stiftung SES, die diese Studie in Auftrag gegeben hat, gibt es ein klares Fazit: Der momentane Fracking-Boom wird die Erdöl- und Erdgasverfügbarkeit nur kurzfristig verlängern. Fracking ist der Anfang vom Ende. Die Schweiz tut gut daran, sich aus diesen fossilen Abhängigkeiten schneller zu lösen, als es die heutige Energiestrategie des Bundesrates zum Ziel hat. Das macht unsere Energiezukunft sicherer sowie umwelt- und menschenverträglicher.

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