Samstag, 14. November 2015

Lenkungssteuern erst am Sankt-Nimmerleins-Tag

Swissolar-Präsident Roger Nordmann hat am Firmenjubiläum von TNC in Zürich gegen die im Rahmen der zweiten Etappe der Energiewende vorgesehenen Lenkungssteuern Stellung bezogen. 

Es gibt sie, die Firmen, die schon seit 30 Jahren im Solargeschäft sind – wie die TNC (Thomas Nordmann Consulting), die in dieser Woche ihr seltenes Jubiläum mit 120 Geladenen feierte. Beheimatet ist die TNC in Feldmeilen am Zürichsee, gefeiert wurde in Zürich selbst, unter anderem mit einer Schar illustrer älterer – und jüngerer – Solarkämpen, von denen die meisten im Laufe der Jahre auch beim Fachverband Swissolar aktiv waren. Geprägt war die Veranstaltung von durchaus vorhandenem Optimismus – wenn auch die für die zweite Etappe der Energiewende Schweiz vorgesehenen Lenkungssteuern durchfielen. 

Optimismus gilt nicht zuletzt für den Firmengründer Thomas Nordmann, der gemäss dem Motto einer «Energie Zukunfts-Werkstatt» drei Generationengespräche ansetzte, in denen erfahrene Solarpioniere auf jüngere Aktivisten trafen. So etwa, als Hans Luzius Schmid, langjährig in Bern zuständig für die bundesrätliche Energiepolitik, für Gelassenheit plädierte – im Sinne von «es komme dann schon gut». Mit dieser Haltung lag er etwas quer zum umtriebigen und noch jungen Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann, seines Zeichens aber auch schon ein paar Jahre Präsident von Swissolar und Verfasser des Buchs «Atom- und Erdölfrei in die Zukunft». 

Roger Nordmann, nur namens- und allenfalls geistes-, aber nicht blutsverwandt mit dem gefeierten Firmenjubilar, nahm eindeutig Stellung zur aktuellen energiepolitischen Diskussion im Eidgenössischen Parlament. Die vom Nationalrat in seiner alten Besetzung und dann auch vom Ständerat verabschiedete Energiestrategie 2050 bezeichnete er mit Abstrichen als gute Lösung. Eine Absage erteilte er hingegen den von Bundesrätin Evelyne Widmer-Schlumpf für die 2. Etappe vorgesehenen Lenkungssteuern: Zu kompliziert, zu kopflastig, eine Ausgeburt der Ökonomenkaste und vor allem politisch ohne jegliche Chance sei die Vorlage. 

Da vertraut der Swissolar-Präsident eher der politischen Vernunft, die im Laufe der Zeit angepasste Lösungen finden werde – selbst für eine der grösseren Kröten, die im Rahmen der ersten Etappe der Energiewende zu schlucken ist, nämlich das Auslaufen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV). Doch wenn es anfangs der 2020er Jahre so weit ist, werde die Politik schon Lösungen finden, um den eingeschlagenen Weg sinnvoll weiter zu verfolgen. Nordmann setzt dabei nicht zuletzt auch auf Exponenten der Freisinnig-Liberalen, die der Energiewende nicht durchwegs ablehnend gegenüber stünden und die ihr wohl auch in der im Frühjahr anstehenden Schlussabstimmung zur ersten Etappe zum Durchbruch verhelfen könnten. Weniger erhofft er sich demgegenüber von landwirtschaftlichen Kreisen, die zwar mit ihren grossen PV-Anlagen auf den bäuerlichen Gewerbebauten zu den grössten Profiteuren der aktuellen Regelung zählen, dies aber einfach noch nicht realisiert hätten. 

Das TNC-Firmenjubiläum zeigte im übrigen, dass die technologische Entwicklung längst nicht ihr Reifestadium erreicht hat. Ganz im Gegenteil: Jetzt stehen all die Steuerungskonzepte vor der Markteinführung, die es erlauben, verschiedene Elemente der Energiewende auf dezentraler Ebene zusammenzufügen. Dazu steuert auch TNC eine interessante Lösung bei, die unter der Bezeichnung TNCall vier Bereiche verbindet – Energieeffizienz-Massnahmen, die direkte Steuerung der PV-Anlage, die Verbindung zum Stromnetz, zur Wärmepumpe und zur Elektromobilität (E-Auto-Ladung). Und ja – Sie haben richtig gelesen in dieser Variante spielt die thermische Wärmeerzeugung durch Sonnenkollektoren kaum mehr eine Rolle – die Photovolatik hat ihr preismässig offenbar einfach den Rang abgelaufen. Was an der Jubiläums-Tagung der TNC naturgemäss nicht ohne Widerspruch blieb.

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